Blick über die Grenzen: Schweiz

von Petra v. Berlepsch  //   Auch wenn wir uns in Deutschland schon 16 Bildungssysteme leisten, ist zuweilen ein Blick über die Bundesgrenzen interessant. Wir starten an dieser Stelle eine neue Rubrik, die einen kurzen Einblick gibt, wie andere Länder sich aufstellen, was sie auszeichnet und was wir vielleicht auch bedenken könnten. Dieser Einblick muss unvollständig bleiben, denn auch Schulsysteme in anderen Ländern sind komplex und vielfältig.

Wir starten mit der Schweiz.

Das Bildungswesen in der Schweiz ist ebenfalls dezentral organisiert, genau wie bei uns. Die Schulhoheit liegt zunächst bei den Kantonen, aber auch der Bund hat Zuständigkeiten im Bereich der allgemeinbildenden Schulen. Die Kantone und ihre Gemeinden finanzieren 90% der Bildungsausgaben der öffentlichen Hand.[1]

Durch die Schulhoheit der Kantone, gibt es, genau wie bei uns, auch keine landesweit einheitlichen Vorgaben für Klassengrößen etc. Nach der Primarstufe (in der Regel 6 Schuljahre) folgt die Sekundarstufe I, die in fast allen Kantonen 3 Jahre dauert. „Der Unterricht auf der Sekundarstufe I erfolgt leistungsdifferenziert nach unterschiedlichen Modellen (geteiltes, kooperatives oder integriertes Modell). Je nach Kanton wird flächendeckend ein Modell geführt oder der Kanton überlässt den Gemeinden die Wahl zwischen verschiedenen Modellen.“ – Auch hier gibt es eine ähnliche Vielfalt wie in Deutschland.[2]

Was aber ist anders?

Die Quote der Kinder, die ein Gymnasium besuchen, liegt weit unter der in Deutschland.

Nur ca. 15 Prozent der Kinder aus dem 6. Jahrgang wechseln in ein Langzeitgymnasium.[3] Am Ende legen ca. 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs die Matura ab. Die Matura, wie das Abitur in der Schweiz heißt, dient der Vorbereitung auf ein Studium. Der Abschluss der Sekundarstufe I ist der Regelfall und führt in eine Berufsausbildung. Die Berufsausbildung ist damit das Ziel fast aller und wird entsprechend wertgeschätzt. Natürlich gibt es weitere Möglichkeiten die Matura noch zu einem späteren Zeitpunkt zu erreichen. Genau wie in Deutschland bietet auch das vielfältige Schweizer Berufsbildungssystem Varianten an, wie die Fachmatura. Aber es bleibt der enge Zusammenhang zwischen Matura und Studium.

Mit Blick auf die Ausstattung der Schulen begegnen uns Schweizer Schulen häufig, wenn es um die Ausstattung von Schüler-Einzelarbeitsplätzen in Schulen geht, oder um die Ausstattung eines Makerspace. Eine Raumkategorie, die bei uns gerade im Kommen ist und modern erscheint. Eine genaue Ausstattungsdefinition oder gar klar definierte Anwendungsbereiche gibt es nicht. In Schweizer Schulen finden sich verschiedene Ausstattungsvarianten, je nach technischem oder naturwissenschaftlichem Schwerpunkt der Schule.

Die Schweizer lernen in einem ähnlich vielfältigen System, nur praktischer und hinsichtlich der beruflichen Zukunft bedarfsorientierter.

 

[1] https://www.cdip.ch/de/bildungssystem/beschreibung

[2] https://www.edk.ch/de/bildungssystem-ch/

[3] https://www.sueddeutsche.de/bildung/schweiz-in-der-schweiz-gehen-nur-die-besten-aufs-gymnasium-1.3424837

 

Bild: Erich Westendarp auf Pixabay