Blick über die Grenzen: Niederlande

von Petra v. Berlepsch  //  Die Niederlande werden auch vielfach mit modernen Schulbauten und guter Ausstattung in Verbindung gebracht, aber wie ist das Schulsystem organisiert und was sind die wesentlichen Charakteristika?

Frühe Einschulung und lange gemeinsame Grundbildung: In den Niederlanden können die Kinder ab dem 4. Geburtstag in die Schule gehen, und das wird von den meisten Eltern auch in Anspruch genommen. Die Schulpflicht beginnt allerdings erst mit dem 5. Geburtstag und dauert bis zum 18. Lebensjahr, ab dem 16. Lebensjahr ist man allerdings nur noch partiell schulpflichtig. Die Basisschool dauert in der Regel 8 Schuljahre und die Kinder verlassen die Schule im Alter von 12 Jahren.

Dann gliedert sich das Bildungssystem in drei unterschiedliche Schulformen mit unterschiedlichen Anforderungsstufen und Bildungszielen, der weitere Schulweg ist dann auch abhängig vom landesweit einheitlichen „Cito“ am Ende der Basisschool.

vmbo: Vierjähriger Berufsunterricht auf vier Niveaustufen/Lernwegen, der einen guten Übergang in die Berufsausbildung sicherstellen soll. Die Lernstufen werden nach zwei Basisjahren gewählt: Der Theoretische Lernweg, der Gemische Lernweg mit praktischen Komponenten, der Lernweg für eine Ausbildung für den mittleren Dienst und Basislernweg mit dem Ziel einer praktischen Berufsausbildung. Diese Abschlüsse sind vergleichbar mit dem Haupt- und Realschulabschluss, je nach Lernweg.

havo: Der fünfjährige Bildungsgang soll auf einen höheren Berufsbildungsweg vorbreiten und berechtigt auch zum Studium an einer Hochschule. Der Abschluss ist vergleichbar mit dem deutschen Fachabitur.

vwo: In diesem Bildungsgang kann der höchste Bildungsabschluss nach sechs Jahren erreicht werden, der mit dem Abitur vergleichbar ist. Der Bildungsgang kann von unterschiedlichen Schultypen angeboten werden, soll auf wissenschaftliches Arbeiten vorbereiten und wird von etwa jedem 5. Kind nach Abschluss der Basisschool besucht. Im Rahmen des Bildungsgangs werden vier unterschiedliche Profile angeboten.

Das Bildungsministerium gibt landesweit geltende Lehrpläne vor und es gibt einheitliche Abschlussprüfungen für alle Schülerinnen und Schüler auch am Ende der Basisschool. Wie die Bildungsziele erreicht werden, kann jede Schule selbst entscheiden. Die Schulen haben eine hohe Autonomie in der Entscheidung, mit welchen pädagogischen Konzepten die Lernziele erreicht werden sollen.

Diese Freiheit der Schulen geht mit einer hohen Anzahl an Privatschulen einher, vor allem katholische und protestantische Schulen, die sich häufig in der Trägerschaft von Stiftungen befinden. Etwa 7 von 10 Kindern besuchen eine Privatschule in den Niederlanden.

Die Eltern können die Schule weitgehend frei wählen, nach konfessioneller Ausrichtung, pädagogischem Konzept, … nur in Ballungszentren (z.B. Amsterdam) gibt es teilweise Losverfahren, auch um eine gewisse soziale Durchmischung zu gewährleisten.

Der Staat trägt nahezu alle Kosten der Schulen. Die Schulen bekommen ein Schulbudget, das sie selbst verwalten, aus dem auch das Personal der Schule bezahlt werden muss. Die Lehrer werden direkt von den Schulen eingestellt und ggf. auch wieder entlassen, eine Verbeamtung gibt es nicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Längeres gemeinsames Lernen in der Basisschool, dann Dreigliedrigkeit und landesweit gleiche Ziele und Abschlussprüfungen für alle, bei maximaler Flexibilität der Schulen.

 

Quellen:

https://duitslandinstituut.nl/de/das-niederlandische-schulsystem

https://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/nl-wissen/bildungforschung/bildungforschung/index.html

https://austausch.nl/de/schule-in-den-niederlanden

Bild: 지원 강 auf Pixabay