Blick über die Grenzen: Luxemburg

von Petra v. Berlepsch  //  Wie organisiert ein kleines Land wie Luxemburg das Schulsystem? Mit 660.000 Einwohnern ist Luxemburg nur etwas größer als Stuttgart (ca. 630.000 Einwohner) aber noch deutlich kleiner als Frankfurt, Köln, München, Hamburg oder Berlin.

Die Schulpflicht beginnt bereits mit 4 Jahren und umfasst 12 aufeinanderfolgende Schuljahre, und dauert damit mindestens bis zum 16. Lebensjahr. Die Kinder beginnen in der Grundschule, die 8 Jahre dauert und in 4 je zwei Jahre dauernde Zyklen unterteilt ist. In der Regel gehen die Kinder in ihrer Wohnsitzgemeinde zur Schule, Änderungen sind auf Antrag aber möglich. An Lerninhalten werden u.a. die Sprachen Deutsch, Französisch und Luxemburgisch abgedeckt und unterstreichen die Mehrsprachigkeit des Landes, in dem über 47 Prozent der Bevölkerung Ausländer sind. Der Sprachunterricht macht dabei ca. 50 % des gesamten Stundenvolumens der Schullaufbahn in Luxemburg aus.

Beim Übergang in die Sekundarstufe wird von den Eltern und der Klassenlehrkraft gemeinsam entschieden, welchen Schulzweig das Kind besuchen soll, u.a. auch auf Grundlage eines nationalen Schulleitungstests. Besteht keine Einigkeit, wird die Entscheidung von einer Orientierungskommission getroffen. Die Eltern werden zu der Sitzung eingeladen.

In Luxemburg gibt es öffentliche und private Schulen, letztere sind kostenpflichtig und können eine individuelle interne Arbeitsweise und einen eigenen pädagogischen Ansatz aufweisen. Die öffentlichen Schulen folgen in ihrer Arbeitsweise dem offiziellen Programm des Luxemburger Ministeriums für Bildung.

Der Sekundarunterricht für Kinder im Alter von 12 bis 19 Jahren findet im Wesentlichen in unterschiedlichen Zweigen statt. Dabei wird in zwei oder drei Zweige unterteilt.  Die Zweiteilung unterscheidet zwischen klassischen Zweig, der zum Abitur und dann zu einem Studium führt, und einem allgemeinen bzw. technischen Zweig, der zu einer Berufsausbildung führt.

Letzterer wird teilweise noch mal unterteilt, in einen allgemeinen oder technischen Zweig und einen beruflichen Zweig, der im Idealfall gleich eine Berufsausbildung beinhaltet, in drei verschiedenen Ausbildungsgängen können die folgenden Abschlüsse erworben werden:

  1. Berufsbefähigungszeugnis (CCP), Dauer: 3 Jahre
  2. Diplom über die berufliche Reife (DAP), Dauer: 3 Jahre
  3. Technikerdiplom (DT), Dauer: 4 Jahre

Dabei werden im allgemeinen Sekundarunterricht ca. 120 Ausbildungen angeboten. Unter Berücksichtigung der Internationalität und einiger Privatschule, sind noch weitere Abschlüsse an unterschiedlichen Schulen in Luxemburg möglich. Das folgende Schaubild gibt einen Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten.

Die Schulaufsicht- und Regelung der Zuständigkeiten ist ähnlich wie in Deutschland in zwei Bereiche unterteilt. Das Ministerium legt die allgemeinen Ziele und Basisprogramme fest. Es regelt den Zugang zu den Schulen und es trifft die Entscheidungen zum Schulpersonal. Den Leitungsgremien der Gemeinden obliegen die Schulträgeraufgaben, die auch deutsche Kommunen haben, wie räumliche und sächliche Ausstattung und Übernahme von Kosten, außerschulischer Betreuung und Überwachung der Schulpflicht.

Hinzu kommen fünfzehn Regionaldirektionen. Sie stellen u.a. die administrative Verwaltung und die pädagogische Aufsicht der Schulen, die Beratung und Betreuung der Fachkräfte und arbeiten eng mit den Schulkomitees der einzelnen Schulen in der Schulentwicklung, der Umsetzung von Inklusion und zusammen.

Das Schulsystem ist geprägt von der Größe und der Internationalität des Landes. Es bietet mit unterschiedlichen Programmen und Abschlüssen eine große Schulvielfalt. Das vorgegebene formale Orientierungsverfahren am Ende der 8-jährigen Grundschulzeit ist dabei auf eine möglichst optimale individuelle Förderung jedes Kindes ausgerichtet.

Ein wesentlicher Kritikpunkt am luxemburgischen Schulsystem ist, ähnlich wie in Deutschland, dass es soziale Ungleichheiten reproduziert und verstärkt. Als Ursachen werden eine unzureichende Berücksichtigung von Risikoschülerinnen und -schülern, die Hierarchisierung einzelner Schultypen und eine mangelhafte Koordination von formaler und non-formaler Bildung genannt.

Zusammenfassend: Das Bildungssystem ist, auch historisch bedingt, eine Mischung aus dem deutschen und dem niederländischen Bildungssystem, mit den Vorteilen, aber auch den Nachteilen, ergänzt um die Vielsprachigkeit des Landes.

Quellen:

https://www.vdl.lu/de/leben/schul-und-weiterbildung/ihr-kind-der-schule

https://menej.gouvernement.lu/de/publications.html

https://men.public.lu/de.html

https://www.woxx.lu/luxemburger-schulsystem-irgendwei-rullt-et/

Bild: jorono auf Pixabay